Wer ist eigentlich Julia Klaushofer?
Julia Klaushofer arbeitet als Recruiting & Employer Branding Specialist beim Hotelbetreiber Premier Inn. Durch ihre Leidenschaft für die Hotelbranche und Personalbeschaffung sowie für das Thema Employer Branding, wobei sie hier einen starken Fokus auf Diversity and Inclusion legt, kann sie uns mit interessanten Aspekten zu diesem Thema bereichern!
Tipps, Tricks und Meinungen von der Employer Branding Expertin Julia Klaushofer
Wie lange sind Sie schon im Bereich Employer Branding unterwegs?
Offiziell bin ich seit Oktober 2022 in einer Employer Branding-Position tätig, doch im Grunde beschäftigt mich dieses Thema schon weitaus länger, da ich auch in meinen vorherigen Positionen an der Markenentwicklung meiner Arbeitgeber mitgewirkt habe. Glücklicherweise wird Employer Branding inzwischen als Priorität in Unternehmen gesehen, weshalb ich nun einen weitaus größeren Fokus auf die Thematik habe und auch das notwendige Budget, um Dinge anzugehen.
Welche konkreten Schritte haben Sie unternommen, um Ihre Employer Brand aufzubauen und zu pflegen, und welche Ergebnisse haben Sie erzielt?
Obwohl Premier Inn in Großbritannien die mit Abstand größte Hotelkette ist, sind wir am deutschen Markt noch relativ unbekannt. Aus diesem Grund ist es für uns essenziell, dass wir hierzulande nicht zuletzt auch als arbeitgebendes Unternehmen bekannt und für potenzielle Bewerbende interessant werden, weshalb wir dieses Ziel in diesem Jahr priorisieren. Unser Ansatz ist hier ganz klar, von innen nach außen zu gehen, was bedeutet, dass wir unsere Mitarbeitenden die Employer Brand definieren lassen, statt dass das Management eine Employer Brand vorgibt. In einem ersten konkreten Schritt sind Mitarbeitende aus den Hotels von einer externen Stelle anonymisiert zu uns als arbeitgebendes Unternehmen befragt worden. So wollen wir sicherstellen, dass wir ein authentisches Bild von den Menschen, die für uns arbeiten, erhalten. Offenheit ist Teil unserer Kultur, nur so haben wir die Chance, uns stetig zu verbessern.
Welche Strategien haben Sie angewendet, um eine authentische Employer Brand aufzubauen, und könnten Sie Praxistipps für eine Situation nennen, in der Authentizität eine entscheidende Rolle gespielt hat?
Unsere Strategie ist, ein authentisches Bild von uns als arbeitgebendes Unternehmen zu vermitteln. Das schließt unsere Arbeitsweise und das dahinterstehende Konzept ein. Ein wichtiger Baustein ist hier das sogenannte „expectation management“, also potenziellen Mitarbeitenden zu verdeutlichen, was sie bei uns erwartet. Denn statistisch gesehen verlässt ein Großteil der Arbeitnehmenden den Arbeitsplatz bereits während der Probezeit, da sie sich den Berufsalltag anders vorgestellt haben und dieser im Bewerbungsprozess vielleicht auch anders dargestellt wurde. Um dies zu vermeiden, möchten wir mit unserem Employer Branding sicherstellen, dass Interessenten genau wissen, worauf sie sich einlassen und unser Unternehmen auch wirklich zu ihnen passt.
Wie sind Sie mit dem Thema Fachkräftemangel umgegangen und wie haben Sie Ihre Employer Brand genutzt, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren? Könnten Sie ein Beispiel für eine Maßnahme nennen, die sich als besonders effektiv erwiesen hat?
Das Thema Fachkräftemangel ist für viele Branchen ein Problem. Für die Hotellerie sogar schon weitaus länger, wozu auch TV-Formate wie „Hells Kitchen“, welche die Branche nicht gerade als „sexy“ darstellen, beigetragen haben. Wir betrachten den allgemeinen Fachkräftemangel aber auch als Chance, da wir unsere Zielgruppe erweitern und unser Konzept auf die Situation anpassen können. Wir arbeiten nach dem Prinzip „hire for talent – personality and not skills“. Denn für die Arbeit in unseren Hotels braucht es kein Studium, was zählt, ist die Lust am Gastgeben. Natürlich brauchen auch wir hin und wieder Fachkräfte, die unsere Quereinsteigenden an die Hand nehmen können, weshalb wir hier vor allem Menschen die Chance geben wollen, die ihren Abschluss frisch in der Tasche haben und Lust haben, sich in einem schnell wachsenden Unternehmen zu entfalten und gleichzeitig mitzuwachsen.
Wie haben Sie das Thema Diversity & Inclusion in Ihre Employer Brand integriert, und könnten Sie ein Beispiel für eine erfolgreiche Umsetzung teilen?
Für uns ist das Thema Diversity & Inclusion sehr wichtig, und wir sind stolz darauf, dass wir hier schon einige Fortschritte erzielt haben. Beispielsweise haben wir mehrere Netzwerkgruppen etabliert, die sich um die spezifischen Belange von Menschen aus der LGBTQIA-Gemeinde, Menschen mit Beeinträchtigungen oder um das harmonische Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Religion kümmern. Aber natürlich sind wir hier noch längst nicht perfekt, und das ist auch wichtig zu kommunizieren. Beispielsweise ist es uns aufgrund von baulichen Faktoren aktuell noch nicht möglich, in all unseren Hotels Menschen mit Behinderungen zu beschäftigen, aber wir haben in einigen Häusern bereits entsprechende Baumaßnahmen wie einen rollstuhlgerechten Empfangstresen umgesetzt. D&I ist definitiv ein Thema in unserem Employer Branding, das wir aber weiter entwickeln müssen. Ein schöner, wenn auch kleiner Erfolg war die Teilnahme an der Sticks & Stones (Europas größte LGBTIQ+ Job- & Karrieremesse). Hier werde ich von Kolleg:innen begleitet, die sich als Teil der LGBTQIA-Community oder als aktiver Ally sehen. Durch deren Mitwirkung an der Karrieremesse können wir vor Ort ein authentisches Bild von Premier Inn kommunizieren, was mich sehr stolz macht
Haben Sie vielleicht Buch- oder Link-Tipps zum Thema Employer Branding für uns und unsere Leser?
Ich kann das Buch „Give&Get“ von Bryan Adams & Charlotte Marshall empfehlen, da die Autoren darin einen sehr spannenden Ansatz verfolgen, der aufzeigt, wie wichtig es ist, sich als arbeitgebendes Unternehmen um seine Mitarbeitenden zu kümmern, um eine starke Employer Brand aufbauen zu können („Repel the many and compel the few with impact, purpose and belonging“).
Können Sie ein Beispiel nennen, das verdeutlicht, wie eine starke Employer Brand Ihr Unternehmen in Bezug auf Mitarbeitergewinnung und -bindung positiv beeinflusst hat?
Ein Beispiel ist unsere aktuelle Testimonial-Kampagne, die wir mit eigenen Mitarbeitenden produziert haben. Hier können wir beobachten, dass unsere Karriere-Website seit dem Start der Kampagne ein immer stärkerer Recruiting Channel wird. Nebenbei verhilft diese Kampagne uns noch zu zusätzlichen Hotelbuchungen – eine Win-win-Situation also.