Bitte stell Dich kurz vor: Name, Alter, momentane berufliche Tätigkeit
Mein Name ist Christian Ebbecke, ich bin 59 Jahre alt und der Geschäftsführer der HRlab GmbH.
Wie bist Du auf die Idee Deines/Eures Startups gekommen?
Nun, ich bin nicht wirklich der Gründer von HRlab. Ich bin 2019 zunächst als Leiter Operations & Finance in das Unternehmen eingestiegen, das sich zu dem Zeitpunkt in einer etwas schwierigen Situation befand. Die Ideen der Gründer waren großartig, aber es fehlte an fachlichem Know-How für die verlässliche Umsetzung und einer ausreichenden Finanzierung. Da ich fest an die Geschäftsidee glaubte, habe ich mich selbst am Unternehmen beteiligt und einen der Investoren überzeugt, die Mehrheit der Anteile zu übernehmen und mit mir zusammen HRlab weiterzuentwickeln.
Was genau ist Deine Geschäftsidee, und was ist daran neu?
Unsere Software HRlab ist eine ganzheitliche HR-Lösung, und das speziell für mittelständische Unternehmen mit bis zu 1.000 Mitarbeitern. Ältere Systeme, die es für diese Klientel gibt, bieten viele Funktionen, aber sie sind eher unübersichtlich und umständlich zu bedienen. Mit HRlab ermöglichen wir diesen häufig eher konservativen Unternehmen eine komfortable Digitalisierung ihrer Personalarbeit. Im Gegensatz zu anderen HR Startups legen wir dabei einen besonderen Fokus auf die Abbildung von Prozessen unter Einbindung von Betriebsräten, komplexen Arbeitszeitkonten und ähnlichem – also alles Themen, die bei jüngeren Tech- oder Dienstleistungs-Unternehmen keine große Rolle spielen, aber im etablierten Mittelstand von erheblicher Bedeutung sind.
Wie verdienst Du damit Geld?
Unsere Kunden zahlen pro Nutzer eine monatliche Gebühr, die davon abhängt, wie viele Module genutzt werden oder welche Laufzeit gebucht wurde. Wir bieten dafür mehrere, auf die jeweiligen Kundenbedürfnisse zugeschnittene Pakete an.
Was war bisher Dein größter Rückschlag?
Als wir Anfang 2020 endlich eine solide Finanzierung für die nötige Umstrukturierung gefunden hatten, kam im März die Corona-Pandemie, was zu dem Zeitpunkt alles andere als hilfreich war. Unsere Ansprechpartner bei möglichen Kunden waren da nämlich mit ganz anderen Themen wie der Organisation von Kurzarbeit und Homeoffice beschäftigt. Im weiteren Verlauf hatte die Pandemie allerdings sogar einen positiven Effekt, weil die Unternehmen gemerkt haben, dass sie sich für die Zukunft unbedingt flexibler und digitaler aufstellen müssen, um insbesondere hybrides Arbeiten effizient zu unterstützen.
Wo siehst Du Dich mit Deinem Startup in fünf Jahren?
In fünf Jahren werden wir gut profitabel und ein in Deutschland anerkanntes System sein. Jeder, der sich mit HR-Systemen auskennt, wird mit HRlab sofort etwas anfangen können!
Was möchtest Du anderen Gründern mit auf den Weg geben?
Auch wenn ich ja selbst kein Gründer bin, habe ich auf unserem Weg natürlich einiges mitbekommen. Gründer sollten sich nicht scheuen, Erfahrung mit ins Unternehmen zu holen. Es gibt natürlich Bereiche, in denen innovative Ideen ohne große Rücksichtnahme auf etablierte Strukturen oder Handlungsmuster umgesetzt werden können oder sogar sollten. In einem Umfeld wie bei uns, wo es um teilweise hochregulierte Sachverhalte und Prozesse geht, ist es aber notwendig, die Materie inhaltlich wirklich zu verstehen und sich besser mit jemand zusammenzutun, der Erfahrung aus diesem Bereich mitbringt. Das braucht einen ja nicht davon abzuhalten, die eigene Lösung anders zu gestalten als das bisher alle anderen gemacht haben.
Wenn Du drei historische Personen oder Prominente zum Essen einladen dürftest, welche wären das?
Willy Brandt: Für mich ein Ausnahmepolitiker, dem es um die Sache und nicht um populistische Machtspiele ging. Von ihm würde ich gern wissen, wie er mit den vielen globalen Herausforderungen umgehen würde, denen wir heute gegenüberstehen.
Cannonball Adderley: Ein amerikanischer Jazz-Altsaxophonist, der 1975 gestorben ist. Cannonball war wahrscheinlich der humorvollste unter den großen Jazzern der 50er und 60er Jahre. Legendär sein Statement bei einem Konzert in New York „Hipness is not a state of mind, it’s a fact of life“. Ein Abend mit ihm wäre fraglos ein großer Spaß.
Vielleicht keine historische Person für die Welt, aber für mich: meinen Schwiegervater hätte ich gerne kennengelernt. Er ist leider gestorben, bevor ich meine Frau getroffen habe.
Wenn Du eine Sache auf der Welt verändern dürftest – was wäre das?
Wenn ich etwas verändern könnte, dann wäre China eine demokratische und rechtsstaatliche Nation. Das würde mich deutlich entspannter in die Zukunft blicken lassen als dies aktuell der Fall ist.
Welches war das schönste Kompliment, das Du in letzter Zeit bekommen hast?
Ich freue mich immer, wenn man mir meine 59 Jahre nicht ansieht und es als ganz normal betrachtet, dass ich gemeinsam mit unserem jungen Team daran arbeite, HRlab zu einer ganz tollen Software-Lösung zu machen.